Zwischengeschlechtlichkeit

 

 

Die genaue Zahl ist nicht bekannt. Manche Expert_innen schätzen, dass vielleicht eins von 1000 Babys nicht eindeutig als Junge oder Mädchen identifiziert werden kann. Heute werden sie von der Medizin als Intersexuelle bezeichnet. Und sie werden in den meisten Fällen ersten Lebensjahren operiert. Diese systematischen Operationen finden ohne das Einverständnis der Betroffenen statt. Sie passieren in einem Alter, in dem Kinder noch nicht urteilsfähig sind. Viele Betroffene sprechen von starken Traumatisierungen, da es sich bei den OPs um grosse Eingriffe handelt, für die sie sich nie entschieden haben. Die sexuelle Empfindsamkeit ist einschränkt. Aber auch dauerhafte Schmerzen an den Genitalien und Narben sind keine Seltenheit. In dieser polyphon-Sendung widmen wir uns dem Umgang mit Intersex in unserer heutigen Gesellschaft.

Mit dabei sind:

Daniela Truffer und Markus Bauer
Sie sind die aktivsten Aktivistinnen gegen die Zwangsoperationen an Intersex-Babys in der Schweiz. Sie haben die Menschenrechtsorganisation zwischengeschlecht.org gegründet, haben sich mit Demos vor Spitälern engagiert, unterstützen Eltern und Intersex, dokumentieren die Praxis der Medizin und waren bei Gerichtsprozessen dabei.
Weitere Infos zu ihnen findet Ihr unter: http://zwischengeschlecht.org

Kathrin Zehnder
Die Soziologin hat ihre Dissertation über Zwischengeschlechtlichkeit geschrieben. Sie analysierte einerseits die Diskurse und Praxen der Medizin und andererseits Foren von Intersex-Aktivist_innen. Ihre Arbeit zeigt, dass Selbstbestimmung in Bezug auf Körper und Fokussierung leiblicher Erfahrung statt Funktionalität Intersex zu einer Existenzweise verhelfen können.
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Mirjam Werlen
Die Juristin prüfte in ihrer Arbeit die rechtliche Lage der Operationen an Kleinkindern mit Variationen der biologischen Geschlechtsentwicklung. Sie kam zu dem Schluss, dass diese einen schwerwiegenden Eingriff in die Persönlichkeit des Kindes darstellen und daher rechtswidrig sind.
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Jürg Streuli
Als Oberassistent am Institut für Biomedizinische Ethik und Oberarzt am Kinderspital Zürich im Pädiatrischen Palliative Care Team beschäftige ich mich schwerpunktmässig mit ethischen und praktischen Fragen in Betreuung, Diagnostik und Therapie von Kindern und Jugendlicher sowie deren Familien im Umfeld der hochspezialisierten Medizin. Er ist einer der wenigen Mediziner_innen die sich kritisch mit der Praxis der Operationen an Intersex-Kindern auseinandersetzt.
Intersex – eine Problemanalyse am Grenzgebiet der Medizin

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